Wiederholung in der Familienchronik

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Oft höre ich Sätze wie: Meine Mutter hatte Beziehungsprobleme und liess sich scheiden, so, wie schon ihre Mutter und ihre Grossmutter. Oder: Mein Vater war gewalttätig, wie auch schon sein Vater und sein Opa. Man bezeichnet dieses Phänomen als ein vererbtes Trauma. Eine Traumatisierung, die von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Wie Spuren, die im Erbgut hinterlassen sind. Es gibt eine gute Nachricht: Man kann den Teufelskreis der Generationenübertragung durchbrechen, sich selber heilen und verhindern, dass den eigenen Kindern dieselbe Bürde auferlegt wird. Dazu muss man erst einmal herausfinden, dass etwas Belastendes in der Familie vorhanden ist, etwas, das sich bei jeder Generation wiederholt. Wichtig ist als nächstens, es beim Namen zu nennen, mit der Familie, den Kindern oder auch Freunden darüber zu sprechen. So erhält das Problem eine Relevanz. Und man kann es aktiv angehen. Ich kenne das Phänomen aus meiner eigenen Familie. Meine Eltern hatten seit jeher Mühe, Gefühle zu zeigen. Bei uns zu Hause wurden Gefühle einfach ignoriert, unter den Tisch gekehrt. Meine Geschwister und ich haben gelernt, dass die eigenen Gefühle unangebracht sind und wir sie nicht nach aussen tragen sollen. Ich mache meinen Eltern keinen Vorwurf. Ihre eigenen Eltern wie auch Grosseltern waren Gefühlen gegenüber verschlossen. Wie sollten meine Eltern lernen, Gefühle anzunehmen und zu zeigen? Wer Gefühle nicht wahrnimmt, läuft Gefahr, sich selbst nicht mehr zu spüren. Wenn man eine sehr schmerzhafte Blinddarm-Entzündung hat, geht man ja auch nicht lächelnd und mit aufrechtem Gang zum Arzt. Genauso sollte es mit Gefühlen sein. Man darf sagen «mir geht es nicht gut. Ich bin traurig, wütend oder habe Angst.»Anstatt es wegzulächeln. Ich habe das bei mir selbst erlebt: Erst als ich angefangen habe, meine Gefühle zuzulassen, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie auch zu äussern, konnte ich mich wieder ganz spüren. Ich möchte, dass meine Kinder das auch können. Deshalb spreche ich mit ihnen über ihre Gefühle. Ich sage ihnen, dass es völlig oke ist, dass sie da sind. Sie gehören dazu. Wenn meine Kinder weinen, lasse ich sie weinen, anstatt sie anzuhalten aufzuhören. Eher motiviere ich sie, alles rauszulassen. Wenn sie wütend sind, dürfen sie auch mal laut werden und rumschreien. Wenn sie Angst haben, nehme ich sie in den Arm und rede mit ihnen darüber. Gemeinsam versuchen wir rauszufinden, weshalb die Angst da ist. Als einst mein Kleinster, damals zwei Jahre alt, mit Tränen in den Augen sagte: “Mama, ich bin traurig, in meinem Herzchen tut es weh. Dieser Junge will nicht mit mir spielen“, habe ich mich sehr gefreut. Denn ich wusste, ich bin auf dem richtigen Weg.
Werde zum Retter deiner Generation und durchbrich den Teufelskreis.