Jede Lehrperson sollte über Synästhesie Bescheid wissen.

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Farben sehen, Musik riechen und Töne fühlen.

Ich kann mich noch ganz gut an meine Schulzeit erinnern und wie es mit der Synästhesie sehr schwierig war mit diesem Lernsystem der Schule klar zukommen. Es passte einfach nicht zu meiner Besonderheit. Ich habe mittlerweile insgesamt 11 verschiedene Formen der Synästhesie und damit nicht ganz einfach. Auch meine Tochter hat mit 9 schon um die 8 und je älter sie wird, desto mehr werden sich zeigen. Bei den LehrerInnen trifft sie zwar auf Interesse, aber nicht auf Verständnis. Man versucht sie in die Schublade „Lernschwäche, oder Dyskalkulie“ zu stecken, doch zu Hause, mit ihrem eigenen System, absolut kein Problem.

Synästhesie zu erklären, ist wie, wenn ein Blinder erklärt, wie er seine Welt wahr nimmt. Nur dass es mittlerweile Blindenschrift, Blindenhunde und einen Blindenstock gibt. Für Synästhetiker gibt es leider noch nichts an hilfreichen Hilfsmittel an Schulen. Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass es in jeder Klasse ein Kind mit dieser Begabung gibt. Gottseidank interessiert sich die Hirnforschung dafür und forscht wie verrückt. Es wurden schon ganz viele Entdeckungen gemacht und erwiesen. Ich unterstütze selbst die Forschung an der Universität in Bern und nehme regelmässig an Studien teil.

Synästhesie ist oft schwer zu erkennen, weil viele synästhetische Kinder ihre Wahrnehmung für normal halten und nicht darüber sprechen. Manche Lehrer können die Synästhesie auch mit anderen Störungen verwechseln oder missverstehen. Zum Beispiel können sie denken, dass ein Kind mit Graphem-Farb-Synästhesie (das Buchstaben oder Zahlen in Farben sieht) farbenblind ist, wenn es die Farben nicht richtig benennen kann. Oder sie können ein Kind mit Farbenhören (das Töne oder Musik in Farben sieht) für abgelenkt oder unaufmerksam halten, wenn es im Musikunterricht wegschaut oder träumt. Oder sie können ein Kind mit Sequenz-Raum-Synästhesie (das Zeiteinheiten oder Zahlenreihen im Raum visualisiert) für Dyskalkulie oder dyslexisch halten, wenn es Schwierigkeiten mit dem Rechnen oder Lesen hat.

Falsche Diagnosen von Lehrern können synästhetischen Kindern schaden, weil sie ihnen das Gefühl geben können, dass etwas mit ihnen nicht stimmt oder dass sie dumm sind. Sie können auch dazu führen, dass die Kinder keine angemessene Förderung oder Unterstützung bekommen, die ihrer besonderen Wahrnehmung gerecht wird. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrer mehr über Synästhesie wissen und lernen, wie sie synästhetische Kinder erkennen und fördern können.

Was können Lehrer tun?

Lehrer können synästhetische Kinder fördern, indem sie mehr über Synästhesie wissen und lernen, wie sie die besondere Wahrnehmung der Kinder erkennen und anerkennen können. Sie können auch die Lernumgebung an die Bedürfnisse der synästhetischen Kinder anpassen, zum Beispiel indem sie ihnen erlauben, ihre eigenen Farb- oder Formensysteme zu verwenden, oder ihnen verschiedene Medien und Materialien zur Verfügung stellen, die ihre Sinne ansprechen. Verzichtet auf vorgegeben Buchstaben, Zahlen. Ein Kind sieht den Buchstaben A vielleicht als rot, aber überfordert das Gehirn, wenn der Buchstabe A auf dem Blatt blau ist. Lehrer können auch die Stärken der synästhetischen Kinder hervorheben und ihnen helfen, ihre Kreativität und ihr Gedächtnis zu nutzen. Es ist eine Begabung und keine Krankheit! Außerdem können Lehrer die synästhetischen Kinder mit anderen Kindern in Kontakt bringen, die ähnliche Wahrnehmungen haben oder sich dafür interessieren, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. Sprecht auch mit ihnen, was sie brauchen, wie sie die Welt wahr nehmen, was ihnen helfen würde. Seid als Pädagogen offen, seid interessiert. Nur so können wir einen Schritt Richtung Zukunft gehen.